In Fahrlehrerkreisen gehört das Schlagwort “Fahrlehrermangel” inzwischen zum Standardrepertoire, wenn man über den Zustand der Branche spricht. Gleichwohl war bislang überhaupt noch nicht recht klar, wie verbreitet dieser Mangel wirklich ist oder ob dieser womöglich nur von einigen wenigen propagiert wird. Die diesbezügliche Skepsis ist dabei durchaus verständlich, zumal über viele Jahr hinweg stets eine Fahrschul- und Fahrlehrerschwemme beklagt wurde, die unter anderem zu einem teilweise geradezu ruinösen Preiswettbewerb zwischen den Betrieben beigetragen hat.

Aus diesem Grund hat die MOVING International Road Safety Association eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, um zu dieser Frage belastbare und verlässliche Zahlen zu erhalten.  Die Ergebnisse, die von MOVING in einer Pressemitteilung aufbereitet wurden, zeigen ganz eindeutig, dass die Fahrschulen in Deutschland inzwischen tatsächlich den Mangel an Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern mit großem Abstand zu den wichtigsten Herausforderungen überhaupt zählen. Damit wird nun das bestätigt, was bereits seit einiger Zeit vermutet wurde.

Zugleich ist es ein klares Signal für die institutionellen Vertreter der Branche und auch die Politik, auf den stattfindenden Strukturwandel zu reagieren. Der Reformentwurf zum Fahrlehrergesetz trägt dieser Entwicklung bereits Rechnung und versucht, Hürden zur Ergreifung des Fahrlehrerberufs abzubauen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in der Umfrage bei den größten Herausforderungen auch die Angst vor sinkenden Schülerzahlen und dem demografischen Wandel direkt hinter dem Mangel an Fachkräften rangieren. Dies ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Unterschiede in der Branche sehr groß sind. Während Fahrschulen vorwiegend in Großstädten und Boomregionen kein Personal mehr finden und ihre Kunden nicht mehr ausreichend bedienen können, gibt es umgekehrt auch Regionen, in denen der Rückgang an jungen Menschen zu erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt. Auch hier sind Verbände und Politik gefordert, nach Wegen und Lösungen zu suchen, um den eklatanten Divergenzen hinsichtlich Angebot und Nachfrage auf dem Fahrschulmarkt entgegen zu wirken.

Erfreulicherweise finden sich in der Umfrage Wettbewerbs- und Preisdruck nicht mehr auf den vorderen Plätzen, was zumindest ein Indiz dafür ist, dass sich die wirtschaftliche Situation in Fahrschulen verbessert hat oder zumindest nicht mehr als größtes Problem angesehen wird.

Jörg-Michael Satz
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Präsident der Moving International Road Safety Association e.V. und Mitglied der Geschäftsführung der ACADEMY Holding AG. Sein Leitsatz lautet: Fahrschulen, Verkehrssicherheit und professionelle Fahrausbildung sind 3 Begriffe, die untrennbar miteinander verbunden sind.

Kommentare

  1. Thomas Kräenfeld Antwort geben.

    Genau die wirtschaftliche Situation der Fahrschulen ist der Grund für den Fahrlehrermangel!!!
    In dem Moment in dem man in diesem Beruf wieder Geld verdienen kann hat sich das Thema Fahrlehrermangel erledigt……

      • Ok, rechnen wir mal 220 Stunden (a 45 Minuten) im Monat. Da viele Kollegen erst sehr viel Geld in ihre Ausbildung stecken mussten (Führerscheine, Kosten für die Schule, Verdienstausfall während der Ausbildung, etc) halte ich bei der momentanen Marktlage einen Satz von 13-16 Euro (je nach Region) für fair. 220x13x12=gut 34.000 Euro; 220x16x12= gut 44.000 Euro. Ich weiß dass vielen Chefs jetzt die Tränen ind den Augen stehen, ich weiß aber auch dass einige Chefs jetzt kurz abnicken werden. Der Markt regelt die Preise, und außerdem glaube ich dass bei den Ausbildungskosten, den Arbeitszeiten und der Verantwortung diese Summen absolut gerechtfertigt sind.

  2. Claus Kerschensteiner Antwort geben.

    Es wird ja in dem Artikel eigentlich eins deutlich gemacht: “Während Fahrschulen vorwiegend in Großstädten und Boomregionen kein Personal mehr finden und ihre Kunden nicht mehr ausreichend bedienen können,”.
    Liegt vielleicht genau hier der Hase im Pfeffer? Ein Vorkommentator hat es auf den Punkt gebracht. “Sobald man mit diesem Beruf wieder Geld verdienen kann…”! Die Lebenshaltungskosten in einer Großstadt sind nunmal anders wie auf dem Land.
    Ein Fahrlehrer, der gut ausgebildet (Hauptaufgabe der Ausbildungsstätten und der Ausbildungsfahrschulen) ist und seinen Job gut macht, sollte meiner Meinung nach schon mindestens! über ein Bruttojahreseinkommen von 35000€ verfügen. Vernünftige Arbeitsbedingungen vorausgesetzt. Das kann man z.T. schon in kleineren Fahrschulen realisieren. Solche Verdienstmöglichkeiten halte ich für einen ersten Schritt, um den Mangel an Fachkräften zumindest in unserer Branche etwas abzumildern.
    Zuerst sollte man die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten verbessern und dann kann man über eine entsprechende Ausbildung reden.
    Hier wird nun verzweifelt die Politik zu Hilfe gerufen obwohl der eigene Berufsstand dieses Problem über lange Jahre hinweg selbst erzeugt hat.

    • So sehe ich das auch. Am besten die Politik regelt die Preise, und bitte schön weit unten !
      Ich habe noch die gehört dass Apple heult weil es Chinahandys gibt, oder dass Weber-Grille nicht mehr produziert werden seit es 5 Euro Kohleheizer gibt. Es wird auch ohne politische Eingriffe “Überlebende” geben. Eben gut verdienende Überlebende 😉

  3. Der Preis für eine Fahrstunde Klasse B liegt in unserer Region durchnittlich auf 36 Euro. Wie willst du da als Chef deinem Angestellten denn noch 14 Euro per 45 Minuten bezahlen. Am Ende des Tages bist du Froh, wenn du als Chef noch 30 Euro aus seinen Stunden ziehst. Bilde daraus noch Rücklagen…auch für einen eventuellen krankheitsbedingten Ausfall! Mit der Grundgebühr kannst hier auch nix mehr machen weil du garantiert nen Kollegen hast, der mal wieder auf 99 € Kampfpreis fährt. Ehrenwerte Gesellschaft eben. Ich hatte nen wirklich tollen Chef , mit dem ich auch heute noch dick befreundet bin. Aber ich musste kündigen weil er nicht in der Lage war pünktlich zu bezahlen…also bin ich weg vom Job. Eigentlich schade…nachdem ich mich zum Fahrlehrer aller Klassen und sämtlicher Seminare hab ausbilden lassen. Ihr wisst ja was das kostet…4 Fahrlehrerscheine, AFS und FES ,Ausbildungsfahrlehrer und FA-BETRIEBSWIRTSCHAFT … bin komplett überqualifiziert und das will bzw kann niemand mehr bezahlen. Inzwischen arbeite ich seit zwei Monaten branchenfremd und mir geht es finanziell viel besser…mit geregelten Zeiten und keinen Ausfall wenn Fahrschüler mal wieder abgesagt haben weil der Baggersee doch interessanter war. Die Schwelle der Grundanforderung für angehende Fahrlehrer herunterzusetzen finde ich auch nicht der richtige Weg. Unser Beruf verkommt zum Hilfsarbeiterjob. Irgendwie fehlt mir mein Beruf den ich wirklich geliebt habe aber irgendwie ist mein jetziger Weg einfach lukrativer und zudem auch Familienfreundlich. Ich hoffe für euch alle auf bessere Bedingungen , vielleicht kehre auch ich dann in mein Berufsbild zurück.
    Jürgen Völkl

  4. Man macht auch kein Eiscafe in der Antarktis auf. Wenn Fahrlehrer in Ihrer Region nichts mehr zu tun haben, müssen sie halt aufgeben und sich in den Ballungsgebieten anstellen lassen. Die oben genannten Gehaltsvorstellungen sin dabei locker bezahlbar. Ich zumindest zahle das.

    Auf diesen Blog hier bin ich übrigens gestoßen weil Kollege Pauck bei mir nachgefragt hat und wohl Zahlen wissen wollte. Sich dann aber nicht mehr meldet. Ich kann mich einfach nur über die Fahrlehrerschaft wundern…..
    Meine Fahrlehrer (momentan 6) verdienen übrigens alle weit über 45.ooo Brutto in diesem Jahr. Stöhnen aber über die viele Arbeit, die ich nicht besser verteilen kann, da es einfach keine Fahrlehrer gibt. Bzw gibt es viele Fahrlehrer die nichts zu tun haben, mit Discountpreisen den Markt schädigen und hoffen, dass es in Ihrem 3000 Sellen Dorf zu einem Babyboom kommt.

  5. Pingback: AutoMobil | Fahrlehrermangel beschäftigt die Branche – Es braucht neue Anreize | Gesellschaft | detektor.fm

    • Da gibt es zumindest vom Gesetzgeber her gute Neuigkeiten. Ab 1. Januar 2018 braucht es keine Motorrad- und LKW-Führeerscheine mehr als Voraussetzung und das Mindestalter wird auch nochmal um ein Jahr heruntergesetzt.

  6. Warum keine Fahrlehrer aus dem Ausland? Was andere Branchen bereits hinter sich haben, das wird bald auf die “deutschen” Fahrschulen zukommen!
    Warum nicht ein tschechischer Fahrlehrer, der fließend deutsch spricht , über alle Klassen verfügt und seit 2004 auch viele Deutsche zum EU-Führerschein ausbildet!
    Oder ein Deutscher, der in Malta in 3×7 Tagen seine Fahrlehrer-Ausbildung incl. Prüfungen absolviert hat. Auf Antrag erhält dieser sofort seine Fahrschulerlaubnis (in UK das ähnlich).
    Im Moment laufen gerade die Anerkennungsverfahren bei einem deutschen Verwaltungsgericht!
    Die deutschen Behörden sind mit diesen Fragen überfordert! Die quasseln dummes Zeug, von Anpassungslehrgängen, usw. haben aber nicht gepeilt, dass diese Antragsteller bereits im Besitz einer Fahrschulerlaubnis sind.
    Ähnlich wie bei Transport-Erlaubnis, so ist auch die Fahrschulerlaubnis eu-weit nutzbar. Doch was bringt das, wenn man zwar auf Deutschlands Strassen als ausländische Fahrschule seine Fahrschüler ausbilden darf, aber diese letztendlich nicht zur Prüfung bringen darf!
    Aber auch das wird noch kommen! 🙂
    Und anstatt die Ausbildung “schmackhaft” für die nachwachsende Generation zu gestallten, kommt man mit unsinnigen “Lehrplänen” daher, worüber das EU-Ausland nur schmunzeln kann…..

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